Nette Überraschung

Nach der Rückkehr aus Sankt Petersburg verhandeln wir mit dem Hafenmeister um einen besseren Liegeplatz, verlegen das Boot und starten eine große Wäsche – mit der Waschmaschine im Hafen und mit einem uns freundlicherweise dauer-geliehenen Washboy.

Waschtag
Waschtag
Washboy
Washboy
Abend in Piritas
Abend in Piritas
Motto des Hafencafes "Las Piritas": All You Need is Vitamin Sea
Motto des Hafencafes „Las Piritas“: All You Need is Vitamin Sea

Später scheint die Sonne und wir sitzen unter Deck als wir draußen Bootsgeräusche und Rufe hören.

Amber mit Matti und Riitta überrascht uns
Amber mit Matti und Riitta überrascht uns

Es sind Matti und Riitta, die Finnen aus Klaipeda und Liepaja, mit Ihrem Boot Amber. Sie waren inzwischen auf Gotland (Schweden) und haben von Marinetraffic den Tip bekommen, daß wir hier sein würden. Sie waren schon oft hier und kennen einen noch besseren und außerdem billigeren Liegeplatz im Kalev Jahtklubi auf der anderen Seite des Hafens. Wir fahren bei Ihnen an Bord hin, vorbei am Olympiasymbol, und holen später unser Boot nach.

Olympiasymbol der Spiele von 1980
Olympiasymbol der Spiele von 1980
Olympisches Feuer, erloschen
Olympisches Feuer, erloschen

Das Wetter is prima und wir verbringen ein paar nette Tage in Tallinn. Matti und Riita zeigen uns das älteste Cafe der Stadt und das Rathaus, das keine Kirche ist

historisches Café in Tallinn
historisches Café in Tallinn
keine Kirche sondern Rathaus von Tallinn
keine Kirche sondern Rathaus von Tallinn
phantasievoller Regenwasserspeier am Rathaus von Tallinn
phantasievoller Regenwasserspeier am Rathaus von Tallinn
Fotomodell-Möve; ganz im Hintergrund Hafen von Piritas
Fotomodell-Möve; ganz im Hintergrund Hafen von Piritas

Es geht zur Aussichtsplattform, wo diese Möve den ganzen Tag als Fotomodell herumsteht und sich fütten läßt, und in eine orthodoxe Kirche mit Zwiebeltürmen.

Zwiebelturm-Kirche
Zwiebelturm-Kirche

Der nächste Tag bedeutet Aufregung für Emma, denn sie hält per Skype ein Referat vor ihrer Klasse und berichtet von der bisherigen Reise.

Skype-Vortrag vor Emmas Klasse
Skype-Vortrag vor Emmas Klasse

Im Klassenraum gibt es ein Smartboard, so daß alle gut sehen können. Zu Beginn rufen alle Klassenkameraden „Wir vermissen Dich Emma“. Über eine Stunde lang erzählt sie, zeigt mehr als 100 Fotos und beantwortet Fragen. Vielen Dank an die Klasse für soviel Geduld.

neues Marinemuseum in Tallinn in historischer Spannbetonhalle
neues Marinemuseum in Tallinn in historischer Spannbetonhalle

Am Nachmittag besichtige ich noch das neue Marinemuseum in einem alten Hangar für Wasserflugzeuge. Am nächsten Vormittag geht es für die beiden Finnen gen Heimat denn ihr Urlaub neigt sich dem Ende zu.

Tschüß Tallinn
Tschüß Tallinn

Wir kommen mit. Es liegt ja in unserer Richtung.

bei knackigem Wind über den Golf von Finland
bei knackigem Wind über den Golf von Finland

Bei knackigem Wind brettern wir mit 7 1/2 und 8 Knoten über den Golf von Finnland. Emma hat diesen Film gemacht:

wir folgen Amber in das Schärenmeer
wir folgen Amber in das Schärenmeer

Auf der anderen Seite tauchen wir ein ins Saaristomeri („Inselmeer“ auf finnisch). Der Seegang läßt nach, der Wind geht zum Abend zurück und es wird friedlich. Wir folgen Amber zu einer Schäre namens Pentala, wo einer ihrer mehreren Yachtclubs liegt. Alle bewohnbaren Schären in diesem „Meer“ gehören Privatleuten, einer Stadt oder Gemeinde oder Clubs. Städte und Gemeinden bieten ihre Schären für jeden an und stellen manchmal auch Infrastruktur bereit wie Plumpsklos und Müllsammelstellen. Man kann überall nur per eigenem Boot hinkommen oder manchmal per öffentlicher Fähre. Auch der Müll wird per Boot eingesammelt. In dieser Umgebung würde ich ernsthaft über eine Karriere als Müllwagenfahrer nachdenken. Pentala enthält einen kleinen Süßwassersee und ist mit einem Wald bedeckt, der aus Ronja Räubertochter stammen könnte. Ein anstregender Kraxelpfad führt über die Insel, der aber praktisch nicht benutzt ist, da alle Bewohner, mehrere Privatleute und der Club von Matti und Riitta, mit dem Boot kommen. Eine Fähre gibt es hier nicht.

Liegeplatz von Pentala
Liegeplatz von Pentala

Wir liegen an einem Schwimmsteg mit Heckbojen. Der Club hat auf der Insel mehrere Hütten, die die Mitglieder reservieren können für Übernachtungen, mehrere Grillplätze und, ganz wichtig, eine Holzofensauna direkt am Wasser. Zum Abendessen gibt es in einer Art flachem Wok über einer Gasflamme gebackene Pfannkuchen – eine finnische Tradition, die unsere beiden Gastgeber mit Zwiebeln, Pilzen, Käse usw. weiterentwickelt haben. Danach geht es in die Sauna – nach finnischer Tradition mit Bier.

Wir wollen zwei Nächte bleiben, haben aber die Aufgabe zu lösen, Birgit zum Flughafen zu bekommen, die nach Hamburg fliegen muß. Ein paar Seemeilen entfernt gibt es einen kleinen Hafen am Festland mit einer Busstation. Dahin geht es mit dem Dinghy (unser Beiboot). Es regnet und wegen frischem Wind wird die Dinghyfahrt mal wieder zu einem nassen Rodeoritt. Dann steigt Birgit in einen Bus und ist weg. Die nächsten drei Tage sind Emma und ich allein.

Blaubeeren-Pflückgerät
Blaubeeren-Pflückgerät

Mit Matti und Riitta wandern wir über die Insel und pflücken die spärlichen Blaubeeren dieses Sommers mit einem Blaubeeren-Pflückgerät, das Ähnlichkeit hat mit dem Schöpfgefäß für Optis.

verwunschener Wald auf Pentala
verwunschener Wald auf Pentala
See im inneren von Pentala
See im inneren von Pentala

Für die beiden folgenden Tage wollen unsere Gastgeber zu einer anderen Schäre namens Porkala, wo ein anderer ihrer Clubs liegt. Wir sind eingeladen zu folgen und tun das gerne. An fremden Orten gibt es nichts besseres, als sich die schönsten Plätze von Einheimischen zeigen zu lassen.

Traumliegeplatz in guter Gesellschaft
Traumliegeplatz in guter Gesellschaft

Wegen der Windrichtung liegen wir an Porkala nicht vor dem Club, sondern an der anderen Seite an einem hohen Felsen mit perfektem Windschutz. Das Ufer ist tief genug, so daß man vom Bug direkt auf den Fels steigen kann. Unsere Vorleinen sind an einem Schärennagel befestigt, den ein Vorgänger wohl nicht mehr herausbekommen hat, und an einem Baum. Achtern hält uns unser Heckanker. Das ist das typische Schärenliegen und es gibt wohl keine schönere Art zu liegen. Wenn der Wind allerdings quer auf das Boot drückt, wird die Leine des Heckankers in einem ungünstigen Winkel belastet. Rutscht der Anker dann ein Stück, haut der Steven auf den Fels. Sowas passiert meistens mitten in der Nacht. Es ist deshalb eine gute Idee, zur Nacht die Vorleinen ein Stück loszugeben, damit das Boot ein gutes Stück vom Fels weg ist. Falls man wegen starkem Wind mitten in der Nacht weg muß, hilft es auch sehr, die Vorleinen auf Slip zu legen (zum Land und wieder zum Boot zurück, so daß man zum Lösen das Boot nicht verlassen muß). Die beiden Nächte auf Porkkala war das aber nicht nötig.

Aussichtsturm von Porkkala
Aussichtsturm von Porkkala
Porkkala vom Aussichtsturm
Porkkala vom Aussichtsturm

Wir haben die Schäre erkundet und eine unbenannte Insel in der Nähe mit dem Dinghy erobert und in Besitz genommen.

Emma auf ihren Ländereien
Emma auf ihren Ländereien
Beschriftung von Julieö 2 mit einem Filzstift
Beschriftung von Julieö 2 mit einem Filzstift

Sie heißt jetzt „Julieö 2“ (Position 59°57,99’N  024°27,576’E). Julieö 1 liegt bei Kungsö an der Westküste Schwedens und wurde im letzten Sommer erobert. Diese Tradition haben wir von Sönke Roever abgekuckt. Deren „Hippopotamusö“ liegt in Richtung Turku. Später wird mir allerdings klar, daß wir hier ja in Finnland sind und wir unsere Neuerwerbung deshalb korrekterweise „Juliesaari“ hätten nennen sollen (ein nachgestelltes „ö“ steht für Insel auf Schwedisch und Dänisch, „saari“ heißt dasselbe auf Finnisch).
Die Landung auf Julieö 2 gelingt erst beim zweiten Anlauf und endet mit einem nassen, grün-schmierigen Kind. Eroberungen waren halt zu allen Zeiten mit großem Risiko verbunden.

Saaristomeri
Saaristomeri

In dieser Bilderbuchwelt kann man als Neuling eigentlich ununterbrochen in alle vier Richtungen gleichzeitig fotografieren. Hier nur eine kleine Auswahl.

Porkkala Inselrundfahrt
Porkkala Inselrundfahrt
Sommernacht an Porkkala
Sommernacht an Porkkala

Beide Abende, die wir dort sind, grillen wir auf dem Fels. Dann ist Mattis und Riittas Urlaub zu Ende und es geht in Ihren Heimathafen Nokkala nahe Espoo bei Helsinki. Wieder sind wir eingeladen, mitzukommen.

an einer Muringboie vor Nokkala
an einer Muringboie vor Nokkala

Vor dem Yachthafen gibt es eine unbenutzte Muringboie, die wir haben dürfen. Das Boot des Besitzers steht gerade an Land. Und auch hier ist es sehr idyllisch.

Durch den Tip mit dem besseren Liegeplatz in Tallinn haben wir einiges Liegegeld gespart und danach hatten wir für zusammen 8 Nächte prima kostenlose Liegeplätze und haben in Nokkala auch noch Wasser bekommen. Wir sind Matti und Riitta zu großem Dank verpflichtet! Dazu bekamen wir noch sehr nette Gesellschaft, Pfannkuchen, Holzofen-Sauna, viele Tips für schöne Plätze in den Schären in Richtung der Åland Inseln und schließlich bekomme ich auch noch ihr Auto geliehen, um damit Birgit vom Flughafen abzuholen. Ich hoffe, wir können die beiden mal in Deutschland begrüßen, per Boot oder als Flugzeug-Urlauber.

Warten auf Mami
Warten auf Mami
Emma nach dem Genuß des ersten von 11 importierten Hanseaten
Emma nach dem Genuß des ersten von 11 importierten Hanseaten

An den beiden folgenden Tagen fahren wir, wieder zu dritt, mit dem Bus nach Helsinki. Eine schöne Stadt. Und sehr teuer. Knapp 50 Euro für 2 Cheeseburger, 1 Portion Pommes, 1 Bier und 1 Saftschorle. Allein das Bier kostet fast 8 Euro. Ich versuche, beim Essen nicht dran zu denken aber es gelingt mir nicht ganz.

Diese schöne Swan "Eira", benannt nach einem Nobel-Stadtteil von Helsinki, haben wir schon mal in Kiel getroffen
Diese schöne Swan „Eira“, benannt nach einem Nobel-Stadtteil von Helsinki, haben wir schon mal in Kiel getroffen
Finnisches Parlament
Finnisches Parlament

Wir machen eine Rundfahrt mit dem Boot, eine weitere mit dem Bus und verbringen noch ein paar Stunden auf der großen Festungsanlage Suomenlinna. Die Stadt liegt in einem Schärenmeer und überall sind Bootsliegeplätze. So würde ich eine Stadt entwerfen!

abfotografiert aus dem Museum: Suomenlinna im Sommer
abfotografiert aus dem Museum: Suomenlinna im Sommer
und im Winter
und im Winter

Nach einem weiteren netten Abend bei Matti und Riitta an Bord heißt es schließlich Abschied nehmen. Am nächsten Morgen kaufen wir einen halben Lidl-Markt auf (ab jetzt werden Lebensmittel teuer) und füllen unseren Wassertank am Steg. Dann geht es weiter nach Hanko, dem finnischen Boots-Mekka, wo wir unseren Freund Peter mit Sohn Julius in Empfang nehmen wollen.

Richtung Hanko
Richtung Hanko

Das Land der doppelten Buchstaben

Als nächstes kommen wir nach Estland. Auf der Lotsenkarte der östlichen Ostsee, die seit letztem Jahr zu Hause an unserem Kühlschrank hängt, hat Emma den Namen in „Essland“ geändert (und Litauen in Lilauen).

Das erste Stück Estland, das wir zu sehen bekommen, ist die Insel Saaremaa und deren Hauptort Kuressaare. Man merkt es gleich, auch hier und nicht nur in Finnland sind doppelte Buchstaben sehr beliebt. Außerdem ist alles unheimlich sauber und ordentlich.

ausgebaumte Genua
ausgebaumte Genua

Nach einer Nacht und einem Tag auf See in recht ruhigen Bedingungen, motorsegeln mit achterlichem Wind, für ein paar Stunden ist der Motor auch aus, fahren wir durch eine lange ausgebaggerte Zufahrtsrinne und kommen in einen netten kleinen Hafen mit ruhiger Abendstimmung.

Ankommen in Kuressaare
Ankommen in Kuressaare

Ein anderes deutsches Boot gibt uns Liegeplatzhinweise. Der Hafenmeister ist schon gegangen aber der „Sadaama Pubi“ hat noch auf (Sadaam heißt Hafen und Pubi ist wohl aus England importiert).

Abendruhe in Kuressaare
Abendruhe in Kuressaare

Am nächsten morgen stellt sich heraus, daß der Hafenmeister für EUR 40 ein Auto vermietet. Der Vermietvorgang besteht nur aus dem Vorzeigen eines Führerscheins und dem Ausfüllen eines kleinen Formulars. Das Auto steht auf dem Parkplatz gleich daneben. Alles zusammen dauert keine 5 Minuten. Daran können sich Hertz und Co ein Beispiel nehmen. 5 Minuten vom Betreten des Büros bis zum Wegfahren schafft man nicht mal mit der Platin-Diamant-Kundenkarte. Im Hafen von Las Palmas auf Gran Canaria ging es 2014 allerdings noch unkomplizierter. Wir hatten von anderen Seglern gehört, daß man von einem dort wohl hängengebliebenen Segler vom ersten Boot an unserem Steg Autos mieten kann. Wir klopfen an. Ein Kopf taucht auf. Wir tragen unser Anliegen vor. Er stellt nur eine Frage: „Wie heißt euer Boot und wo liegt ihr?“. Mit der Antwort zufrieden sagt er, daß das Auto da hinten steht, daß die Tür offen ist, der Zündschlüssel unter der Fußmatte liegt, wir wieder tanken sollen und das Auto genau so dort wieder abstellen sollen. Die Mietgebühr soll auch unter die Fußmatte, natürlich in bar. Da kommt wohl niemand anders mit.

Meteoritenkrater auf Saaremaa  - der Meteorit soll nur 3 bis 6m Durchmesser gehabt haben
Meteoritenkrater auf Saaremaa – der Meteorit soll nur 3 bis 6m Durchmesser gehabt haben

Mit dem Auto fahren wir auf Saaremaa herum, zu einem Meteoritenkrater und einer Windmühlenausstellung sowie zu einem „Selver“ Supermarkt.

Windmühlenmuseum
Windmühlenmuseum

Es ist eine süße Insel, die stark an Schweden erinnert. Dorthin gab und gibt es wohl vielfältige Beziehungen. Als gegen Ende des 2. Weltkriegs die rote Armee anrückte, sind viele der Eingeborenen nach Schweden geflohen.

Festungsanlage von Kuressaare mit Stuhl davor
Festungsanlage von Kuressaare mit Stuhl davor

Am nächsten Tag geht es weiter durch einen Sund zwischen mehreren Inseln und dem Festland Richtung Tallinn, der estnischen Hauptstadt. Unterwegs nach Saaremaa hatten wir uns schon entschieden, den Wettlauf gegen die Zeit aufzugeben. Wir haben unser Visum für Rußland zu früh bestellt (meine ich) bzw. ich habe zu lange mit Erledigungen herumgetrödelt (meint Birgit). Jetzt müßten wir wild hetzen, um kurz vor Ende des Visums mit dem Boot nach Sankt Petersburg zu kommen, damit wir uns dort wenigstens noch kurz umsehen können. Das ist anstrengend und wird irgendwie zu einem Selbstzweck, der keinen Sinn macht. Damit wir trotzdem nach Rußland kommen, wollen wir von Tallinn aus mit dem Bus hinfahren – ca. 280km für nur etwas über 100 Euro für uns drei, hin und zurück.
So geht es also etwas ruhiger aber noch nicht entspannt nach Tallinn mit einem Zwischenstop im nagelneuen und sterilen Fährhafen Kuivastu. Am ersten Tag kommt uns ein riesiges Regattafeld entgegen. Das in Führung liegende Boot passiert uns in einer viertel Meile Abstand. Wir können die Crew auf der hohen Kante sitzen sehen. Sie kommen von Tallinn und es geht wohl in einem Rutsch nach Danzig (dort war angekündigt, daß die ganze Marina gesperrt sein würde für eine Regatta). Ich weiß nicht, ob ich Lust hätte, in meiner Freizeit 550 Meilen, 3 Tage und Nächte oder auch länger, auf der hohen Kante zu sitzen. Aber sollte einem schlecht werden, ist man gleich optimal positioniert.

Fahren nach Linien
Fahren nach Linien

Ab Kuivastu geht es durch verwinkelte Fahrwasser zwischen kleinen und großen Inseln und in flachem Wasser mit großen Steinen drin. In der Karte sind deshalb Linien eingezeichnet, zusätzlich zu eventuell vorhandenen Fahrwassertonnen. Bleibt man auf der Linie, ist man sicher, weil alle hier langfahren, und wenn niemand vor uns auf einen Stein gebrummt ist, sind wohl keine da. Weicht man ab, geschieht das auf eigenes Risiko. Das „Linienfahren“ wird uns längere Zeit erhalten bleiben, von Estland über Finnland und Schweden bis südlich von Stockholm. Es ist immer noch Hochdruckwetter mit wechselnden schwachen Winden aus achterlichen Richtungen – also wieder Motorsegeln mit kurzen Segeleinlagen.

Harry Potter Band 4
Harry Potter Band 4

Bis Tallinn sind es 90 Meilen, von Vormittags bis Mitternacht. Wenn es etwas geradeaus geht und wir Empfang haben, sehe ich nach Liegemöglichkeiten in Tallinn und lese sonst in einem Segelbuch auf Kindle – das geht gut im Cockpit mit meinem Handy. Emma macht Schule, sieht Mediathek-Folgen, die ich mit Hilfe eines Mediathek-Download-Programms und einem VPN beschafft habe, oder liest Harry Potter (aus dem Ausland funktioniert die ZDF Mediathek nicht aber mit dem VPN kann man so tun, als wäre man in Deutschland).

kleine Wäsche unterwegs
kleine Wäsche unterwegs

Birgit ist Lehrerin in Emmas Schule, wäscht etwas Wäsche und legt einen Wellness-Tag ein mit Strähnen färben. Zwischendurch stelle ich für eine halbe Stunde den Motor aus und genieße bei 4 bis 5 Knoten Fahrt die Abendruhe. Danach weiter motoren – wir wollen schließlich irgendwann ankommen.

Sonne geht unter
Sonne geht unter
Mond geht auf
Mond geht auf

Gegen Mitternacht motoren wir bei spiegelglattem Wasser über die Bucht von Tallinn, zusammen mit ein paar wie Christbäume beleuchteten Fähr- und Kreuzfahrtschiffen. Es geht nicht in die „Old City Marina“ im Zentrum von Tallinn sondern nach Pirita, ein riesiger Yachthafen in zerbröckelnder 70er-Jahre Betonarchitektur. Es ist das Segel-Olympiazentrum, das zu den Moskauer Olymiaspielen von 1980 gebaut wurde, und es ist kein Stück schöner als Kiel-Schilksee (1976er Olympiade in München). Hier ist es aber viel billiger als in Tallinn (31 statt 55 Euro) und wir wollen ja drei Tage nach Sankt Petersburg.